
Es ist der Ort Jerusalem, die Stadt, unruhig und gleichzeitig in Festtagsstimmung. Das Passahfest steht bevor. Die Familien und Freunde kommen zusammen, sie feiern und erinnern die Befreiung aus der Gefangenschaft in Ägypten.
An Palmarum erinnern die Kirchen an die Ankunft Jesu in Jerusalem zum Passahfest. Es wird das letzte gemeinsame Abendessen und Zusammensein mit seinen engen Freunden. Es kommt zum Verrat, zum Todesurteil, es kommt zu Verleumdungen, zu Tod und Trauer.
Als Kind und Teenager ging ich mit meinen Eltern in den sieben Wochen vor Ostern donnerstags abends zur Passionsandacht in die Kirche. Es gab eine Litanei. Ich hörte die Geschichten, ich spürte die Traurigkeit der Betenden. Wir knieten nieder und bedachten den Weg, den Jesus bis an sein Ende ging. Ich verband mich mit den Menschen in der Kirche. Ich war Teil von ihnen. Seltsam lebendig wurde die Person Jesus in diesen Wochen für mich und ich wartete geduldig auf das Osterfest.
Ich wusste, wie die Geschichte ausging. Jesus würde auferstehen. Das Grab würde leer sein und er würde Thomas, seinem Jünger, seine Wunden zeigen. Der Tod hatte nicht das letzte Wort.
Meine Familie, meine Verwandten, die Menschen aus den umliegenden Dörfern, wir würden feiern, mit einem lauten, geschmückten und fröhlichen Ostergottesdienst. Wir würden „Christ ist erstanden“ singen und wir würden das Abendmahl feiern, dieses letzte Passahmahl, wir würden uns um das große Geheimnis versammeln, würden niederknien und Brot und Wein teilen.
Eine Woche mit Erzählungen und Ritualen seit alters her. Ich glaube, wir verbinden uns im Erzählen und im Feiern miteinander und erfahren so, dass da eine Antwort ist.
Vielleicht ist das der Kern, der den Glauben in Gemeinschaft ausmacht.
Mehr zu Palmarum:
https://religion.orf.at/radio/stories/3218488/
https://oe1.orf.at/programm/20230402/715323/Ins-Handeln-kommen (7 Tage hörbar)