
„Ganz Münster hasst die AFD!“, das ist seit einigen Jahren der „Schlachtruf“ und das Motto der Organisatoren der alljährlichen Demos aus Anlass des Neujahresempfangs der AFD Partei in Münster. In diesem Jahr am 16.02.2024 waren nach Angaben des WDR 30.000 Demonstranten gekommen.
Ich war selbst nicht dabei, aus welchen Gründen habe ich hier beschrieben, aber es waren einige Freunde von mir dabei, die mir ihr krasses Unwohlsein über den Massengesang „Ganz Münster hasst die AFD“ schilderten.
Wie passt das vorher stattfindende Friedensgebet in der Überwasserkirche mit dem Hasssong zusammen? Wie kann eine menschliche Begegnung stattfinden, wenn man jemanden, vielleicht schon über Jahre, hasst? Wie ist die Idee, dass man einerseits einen Raum bereitstellt, weil es die demokratische Verfassung so festlegt und es andererseits feiert, den Parteimitgliedern den Raum zu versperren?
Im Gespräch neulich sagte mir jemand, nur weil spontan so eine große Masse dem Aufruf der Medien folge, müsse diese nicht falsch sein. Vielleicht. Ich bin mir nicht sicher.
So oder so, ich wünschte mir, dass zumindest die Kirchen hier einen eigenen Weg suchten und über einen abgehoben himmlischen Umgang mit den Themen unserer Zeit nachdenken. Ich meine damit das „Herausheben“ der spirituellen, der geistlichen Ebene. Die Ebene, die wir kennen in unserem tiefsten Selbstgespräch, im Gebet, in der Meditation, auch in der Yogapraxis.
Hass ist Ohnmacht – ist Angst, ist wie ein Blitzableiter, der einem selbst oft größeren Schaden zufügt, als dem gehassten Gegenüber. Leer und einsam macht einen der Hass. Den Gehassten vertreibt man von der Kirchenbank, aus dem Gespräch, aus der Gesellschaft. Es wird einsam.
Das eigene Gemüt wird davon stark angegriffen und die Überwindungskraft zum Abbau des Hasses wird, bei jeden Hassgedanken, den wir nachlegen, größer. Wir wissen das. Wir wissen, dass es so ist in unseren Beziehungen, unter verfeindeten Parteigruppierungen und Ländern natürlich ebenso.
Ich erinnere mich, wie ich vor Jahren einmal in einer Beziehungskrise nach einem langen Kampf voller Hass gegen mich und die Umstände irgendwie vergessen hatte, womit der Streit eigentlich begonnen hatte. Es ging über eine lange Zeit. Die Zeit des Unverständnisses der Trennung waren quälend. Irgendwoher bekam ich die Kraft zurückzukehren nach Hause, um mich „zu ergeben“, meine Arme für eine Umarmung zu öffnen, zu weinen und wieder ruhig zu atmen.
Das bedeutet ganz und gar nicht, dass man bestimmten Strömungen gleichgültig gegenübersteht und nicht zu bestimmten Zeiten auch empört ist, aber wir sollten uns nicht verleiten lassen, unserer Seele fortwährend Hass zuzumuten.
Kraft und Energie entsteht aus der Begegnung und dem Handreichen – ohne Angst und voller Zutrauen.
Dass Mady Morrison über 3,4 Millionen Follower hat, ist auch so ein Massenphänomen, zeigt aber eben auch, dass eine große Sehnsucht nach Einheit, Frieden und Ganzheit existiert.