So ein sonniger Wahltag hat für mich deshalb ein besonderes Flair, weil es mich demütig macht. Jeder von uns hat eine Stimme und wir alle sehnen uns nach einem guten Leben.
Jetzt bin ich bin froh, dass die Wahlen vorbei sind und nun endlich die Wahlplakate wieder abgehängt werden. Nun muss ich nicht mehr alle paar Meter auf ein solches schauen, muss nicht mehr an diesen vielen „Freiheit“, „Demokratie“, „Wachstum“, „Wohlstand“ – Gesichter-Plakaten vorbei.
Auch wenn ich nur noch sehr punktuell fernsehe, bin ich auch froh, dass diese Battles und Runden dort vorbei sind. Dieses Kommunikation, in der sich Journalisten und Politiker so aufführen, schlaucht. Ich weiß, es heißt Wahl-KAMPF. Aber ich mag es nicht und es tut auch meiner Psyche nicht gut. Ich zucke immer etwas zusammen, wenn verbal schweres Gerät aufgefahren wird, egal gegen wen.
Ja, ihr hört richtig, egal gegen wen. Ich möchte weder, dass die Kinder dieser Sprache ausgesetzt sind, noch möchte ich mich dem aussetzen. Ich möchte gern, dass wir gut zusammen leben und wünsche mir, dass die Politiker ihre Programme vorstellen, dass die Medien diese erklären und verbreiten und ich wünsche mir, dass viel mehr Vorsicht in Worten geübt wird.
Ich traf Ende Januar eine ehemalige Münsteranerin, eine junge Studentin in Berlin. Sie war so sympathisch und unaufgeregt, auch in der Wahrnehmung der Sorgen vieler Menschen, die die AFD wählen. Sie hat einen Bekannten, der LINKEN bei Hausbesuchen in Berlin-Neukölln begleitet. Ich mochte ihre Art. Sie war feiner, vorsichtiger, anders als der Protest gegen Rechts, bei dem die ü-50ger unter der Melodie „Heo, spann den Wagen an“, „Wehrt euch, leistet Widerstand, gegen den Faschismus hier im Land“ rufen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie man von einer solchen Demo zurückkehrt und dann gut zuwege ist. Aber dies ist jetzt meine Herausforderung, auch die Menschen auf dem Domplatz mit ihrer Angst vor und ihrer Abwehr gegen die AFD zu verstehen. Ebenso, wie ich die Menschen in der Dachsleite, im Marderweg und in der Breslauer Straße in Coerde verstehen möchte. Eben die, die die AFD in der Mehrheit der Haushalte gewählt haben. In Münsters Mitte dominieren GRÜNE und die CDU. Die Statistiken zum Alter, dem Bildungsstand und der Einkommensschicht und zu ihren Medienkanälen ergeben dieses Bild. Auch ich habe erwartbar gewählt. Tragisch finde ich die so deutlichen Unterschiede zwischen dem Osten und Westen Deutschlands und hoffe hier in den nächsten Jahren auf viel mehr gutes Miteinander.
Zuerst veröffentlich in na dann… Wochenschau für Münster 26.02.2025