Jeder Monatswechsel ist ein kleiner Übergang. Am deutlichsten wohl der 1. Januar, aber auch der 1. April und der 1. November setzen ihre Markierung. Darüber liegen die Jahreszeiten, Übergänge, die allmählicher sind, die sich fühlen und sehen lassen. Noch über den Jahreszeiten liegen die Sonnenwenden, auch sie sind Schwellen im Kreislauf des Lebens.

Und dann ist da der Juni. Er kommt und bringt Alles mit! Alles, was noch zaghaft war, noch unentschieden, entscheidet sich jetzt und ist da. Die Katzenminze und der Frauenmantel haben sich schon länger breit gemacht, aber jetzt kommt die Kamille und das Johanniskraut und mischt sich unter den Gundermann und die Schafgarbe. Der Natterkopf beweist, dass er nicht nur den Menschen, sondern auch zur Freude der Bienen da ist. Der Salbei steht plötzlich üppig und zugleich bescheiden da, er drängt sich nicht auf, sondern bietet, wie die Brennnessel, sein Dasein und seine Heilkraft an. Anders die Linden und der Holunder, sie verschwenden ihren Duft und rufen sich uns aktiv ins Gedächtnis. „Wir sind da und mit uns der Juni!“. Die Pfefferminze und die Zitronenmelisse sind treu, sie warten ab, bis man Zeit findet, sich ihnen zu widmen. Die Blicke ziehen die Rosen und manche Hortensie, dass wissen auch die Ringelblumen und die Kapuzinerkresse, aber sie haben Zeit bis weit über den Juni hinaus, um sich zu schenken mit ihrer Schönheit und ihrem Geschmack und Geschmeide.

Der Juni verabschiedet die Margeriten und das Schöllkraut. Aber jetzt zeigt sich bei genauem Hinsehen Rote Süße unter den Blättern der Himbeeren und Erdbeeren. Die Kirschen schmücken glänzend – und in vollkommener Schönheit jeder einzelner Frucht – den Himmel.

Die Natur ist es, die unsere Seele berührt, sie verschenkt sich ohne Gegenleistung. Im März lehrt sie uns geduldig und beharrlich zu sein. Im Juni scheint es, als ob sie uns Freude und Staunen lehren möchte. Alle unsere Empfindungen zur Natur verbinden uns auch mit den Menschen, die vor uns über diese Welt gingen und mit denen, die uns folgen und „natürlich“ uns, die wir uns gemeinsam an dieser Pracht, Milde, Frische, an dem Duft und der Schönheit erfreuen. Das schafft der Juni.