
Die Sommerferien haben begonnen, viel freie Zeit für Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer. Zeit für einen kleinen Blick auf das vergangene Schuljahr.
Für mich das Überraschendste war es, festzustellen, dass das NRW Schulministerium im Bereich digitales Schulmaterial, sagen wir mal, ausgestiegen ist. Gab es vor einigen Jahren noch Arbeitsgruppen, die nach bestimmten Kriterien einen Schulbuchkanon festlegten, ist dies für digitale Lehrmittel dadurch ersetzt, dass die Schulen und Lehrer selbst entscheiden müssen, welche Software sie einsetzen. Die Bezirksregierung Münster verweist die nachfragenden Eltern auf die Schulen und antwortet, es gäbe von ihrer Seite keine Whitelist, keine geprüfte Soft- oder Hardware, die Entwicklung sei zu schnell. Die Verantwortung für Datenschutz und Prüfung der Sinnhaftigkeit einer Software sei nun den Schulleitungen angetragen.
Das Gleiche erfahren Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrern ihrerseits: Auf Nachfragen zum KI-Einsatz beispielsweise, erhalten sie bei der Bezirksregierung die Auskunft, die Schulen selbst müssten sich kümmern, eine verbindliche Liste zum erlaubten Einsatz von KI-Software gäbe es nicht.
Gleichzeitig ist das Schulministerium nicht untätig und gibt zusammen mit der Landesregierung am 4. Juni eine Pressekonferenz zum Bigdeal mit Microsoft. Flächendeckend sollen in naher Zukunft 200.000 Lehrer „kostenlos“ von Microsoft geschult werden, natürlich „technologieoffen“, betont die Schulministerin. What?
Einen Schritt zurücktreten und sich die Meldungen anschauen und dann verstehen, wie Politik und Wirtschaft und Schule zusammenspielen. Im Grunde ist das Thema durch. Microsoft ist gesetzt an den Schulen. Die verbeamteten Lehrkräfte und die Behördenmitarbeiter in den Bezirksregierungen haben ihren Auftrag, die Schulungen werden durchgeführt. Der stellvertretende Vorsitzende und Präsident von Microsoft Brad Smith hat für sein Unternehmen eine erfolgreiche Arbeit erledigt. Hendrik Wüst kennt sich in dem Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft aus. Er meinte im Kontext seines Treffens mit Smith, dass wir uns hinsichtlich der KI-Technologie „nicht bange machen lassen“ sollen. Meinte er damit die Politiker in Schleswig-Holstein, die sich gegen Microsoft entschieden haben?
Das ist eine so krasse, dominante und undemokratische Setzung für die Schulen in NRW, die eigentlich eine neutrale Bildung ermöglichen soll, dass es einem die Sprache verschlägt.
Trotzdem: Jetzt sind Ferien und es gibt immer alternative Wege! Eine interessante Aufgabe für das neue Schuljahr wäre für die Lehrerinnen und Lehrer, sowie für die Schülerinnen und Schüler, sich mit der Frage auseinanderzusetzen: „Welche Folgen haben solche politischen Setzungen für die Schülerinnen und Schüler, die Gesellschaft und die Wirtschaft?“
https://www.schulministerium.nrw/presse/pressemitteilungen/nordrhein-westfalen-und-microsoft-starten-skilling-initiative-fuer
Zuerst veröffentlicht in na dann… Wochenschau für Münster