Ich bin in einer Schule aufgewachsen, genauer in der Lehrerwohnung des 1929 erbauten Schulhauses im niedersächsischen Oersdorf. Mein Vater hatte hier die letzten Jahre, bis zu ihrer Schließung, unterrichtet und das Gebäude dann 1972 gekauft.
Im Keller unter dem Klassenraum blieben nach der Schließung der Schule in den Regalen die Unterrichtsmaterialien liegen: Reagenzgläser, Flüssigkeiten in kleinen Gläsern mit Korkverschlüssen, Kartenständer, Landkarten, Steinsammlungen, Bälle und Maßbänder für den Sportunterricht. Auf dem Dachboden lagen Portraits von Goethe und Schiller.

Die Schule gehörte jetzt meinen Eltern. Ich war ein Kind und die Schule seit wenigen Jahren geschlossen. Die Bedeutung und die Erinnerungen der Familien im Dorf an „ihre“ Schule waren mir als Kind natürlich nicht bewusst. Ich liebte es, beim Blick in die Regale darüber nachzudenken, wie das Schulleben wohl früher war. Ich stellte es mir als Kind idyllisch aber auch aufregend vor.
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