Notizen, Gedanken, Reflexionen, Fundstücke

Kategorie: Aufzeichnungen (Seite 9 von 14)

Demos gegen Rechts

Es ist schon viele Jahre her, seit ich in Münster an der Stadtbibliothek an einer Demo „gegen Rechts“ erlebte. Konkret war es eine Demo, die die Empörung der Demonstrierenden darüber zum Ausdruck brachte, dass ein AFD-Politiker einen öffentlichen Raum zugewiesen bekommen hatte (Stadtbibliothek), um zu sprechen.
Die Sprechchöre waren laut und scharf und aggressiv. Es gab Plakate mit Stingefingern und natürlich jede Menge sonstige FCKAFD und „Nazis raus“ Plakate.

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Etty Hillesum

Lese Etty Hillesums Tagebuchaufzeichnungen, langsam, Tag für Tag und bin fasziniert.


Fasziniert über die starke Verbindung, die sich zu ihr einstellt, einer Frau der 1940er, und darüber, wie doch geschriebene Texte Wirkung auf mein Heute entfalten.

„Samstag morgen, halb 8 [Anm. : Mai 1942]. (…) Und dennoch – in einem unbewachten, mir selbst überlassenenen Augenblick liege ich auf einmal an der nackten Brust des Lebens, und seine Arme legen sich weich und beschützend um mich, und sein Herzklopfen kann ich gar nicht schildern: es ist so langsam und so regelmäßig und leise, fast gedämpft, aber auch treu, als wollte es nie aufhören, und so gut und so barmherzig.
Das ist nun einmal mein Lebensgefühl, und ich glaube nicht, dass ein Krieg oder irgendwelche sinnlosen menschlichen Grausamkeiten etwas daran zu ändern vermögen.“ (EH, S. 104)

„Sonntag morgen, 8 Uhr [Anm. : Juni 1942]. (…) Es war, glaube ich, das erste Mal, daß ich einen ganzen Tag mit ihm in der freien Natur verbrachte. Wir führten Gespräche über das Dämonische und das Undämonische. Ja, jetzt werden wir die Heide lange nicht sehen, was ich ganz selten als etwas Erdrückendes und Verarmendes empfinde, aber meistens weiß ich: auch wenn uns nur eine enge Straße bleibt, auf der wir gehen dürfen, steht über dieser Straße der ganze Himmel. Und die drei Tannenzapfen werden mich, wenn es sein muß, nach Polen begleiten. Du meine Güte, dieser Schreibtisch ähnelt der Welt am ersten Schöpfungstag. Außer den exotischen japanischen Lilien, der Geranie, verwelkten Teerosen, Tannenzapfen, die zu heiligen Reliquien geworden sind, und dem marokkanischen Mädchen, mit dem zugleich heiteren und animalischen Blick, versammeln sich da noch der hl. Augustinus und die Bibel, eine russische Grammatik und Wörterbücher, Rilke und unzählige Notizzettel, eine Flasche Limonadenersatz, Schreibmaschinen- und Kohlepapier und Rilkes gesammelte Werke, nun ja und Jung. Und das liegt alles nur so zufällig herum.“ (EH, S. 116)

Das denkende Herz, Die Tagebücher von Etty Hillesum, 1941-1943, Rohwohlt Verlag, 1985,

Berührungen der Natur

Der Geruch des sonnenbeschienenen und abgeernteten Kartoffelackers, kurz nach der Ernte.

Der harzige, erdige, feuchte Geruch von Holz bei Baumfällarbeiten, der noch Tage in der Kleidung hängt.

Der Duft von braunem Kuchen und Kerzen.

Eisige Finger beim Hagebutten- und Schlehensammeln.

Matschige Feldränder und klare Wasserlachen im Moor.

Botschaften und Berührungen der Natur – Erinnerungen.

m.S., 12/2023
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