Das Unbehagen, welches ich mit Aufrufen zur Solidarität habe, ist, dass eigentlich zu einem bestimmten Verhalten aufgerufen wird und der Begriff der Solidarität ‚genutzt‘ wird.
Es mag vielleicht sein, dass man durch einen solchen sprachlichen Trick einen Impuls zu einem konkreten Verhalten setzen kann, ob dies dann jedoch Solidarität ist, darf bezweifelt werden.
Mit meiner Tochter sah ich gestern alte Fotos an. Wir kamen zufällig dazu und blieben an den Fotos und den Geschichten hängen. Fotos aus einer Zeit vor ihrer Zeit.
Vor ein paar Jahren half ich meinen Eltern beim Verfassen der Dorfchronik des kleinen niedersächsischen Dorfes Oersdorf, in dem ich aufgewachsen bin.
Die Wochen in denen ich während dieser Zeit in die Dorfgeschichten eintauchte, führten zu einer Lebendigkeit der Erlebnisse und ließen mich mein Verwobensein in die Geschichte, Orte und Beziehungen spüren. Sie machten mir gleichzeitig meine Endlichkeit aufs Neue bewusst.
Es gibt Situationen, die mir als Mutter, als interessierte Bürgerin und als Autorin so unwirklich vorkamen und vorkommen, dass ich ihnen nachgehen musste, also habe ich Gespräche geführt. Herausgekommen ist ein Text der in der WELT online und in Singendes Land erschien. Ich verlinke ihn hier gern:
In der unübersichtlichen Situation im März 2020, zu Beginn der Pandemie, wurden schnelle und viele vorsorgliche Entscheidungen notwendig. Politiker ließen sich von Virologen beraten und entschieden, welche Aspekte des Alltags systemrelevant sind und auf welche verzichtet werden könnte und müsste. Die Musik, insbesondere das Singen in Schulen und Chören, wurde zuerst als gefährlich eingestuft und gestoppt. Nach 22 Monaten, im zweiten Jahr in Folge ohne Musik und Singen an Schulen, ist es Zeit für einen Blick darauf, was Musik kann und wie bedeutungsvoll sie für die Entwicklung der Kinder und die Gesellschaft von heute und morgen ist.