Notizen, Gedanken, Reflexionen, Fundstücke

Schlagwort: Geschichte (Seite 2 von 4)

Keine Lust mehr über die Covidzeit zu sprechen?!

Liegengebliebenes Plakat einer Kundgebung im Juni 2021 an der Promenade (Flugzeugspielplatz) in Münster

Wie ein kalter Schauer: Ich bin seit der Covidzeit vollkommen desillusioniert vom Politikbetrieb.

Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass sich in Deutschland Politikerinnen und Politiker, Behördenleiter und Ämter, Schulleiter und Gerichte zusammen mit den Medien innerhalb so kurzer Zeit so stark verbinden in der Ausgrenzung und Diffamierung Andersdenkender.

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Etty Hillesum

Lese Etty Hillesums Tagebuchaufzeichnungen, langsam, Tag für Tag und bin fasziniert.


Fasziniert über die starke Verbindung, die sich zu ihr einstellt, einer Frau der 1940er, und darüber, wie doch geschriebene Texte Wirkung auf mein Heute entfalten.

„Samstag morgen, halb 8 [Anm. : Mai 1942]. (…) Und dennoch – in einem unbewachten, mir selbst überlassenenen Augenblick liege ich auf einmal an der nackten Brust des Lebens, und seine Arme legen sich weich und beschützend um mich, und sein Herzklopfen kann ich gar nicht schildern: es ist so langsam und so regelmäßig und leise, fast gedämpft, aber auch treu, als wollte es nie aufhören, und so gut und so barmherzig.
Das ist nun einmal mein Lebensgefühl, und ich glaube nicht, dass ein Krieg oder irgendwelche sinnlosen menschlichen Grausamkeiten etwas daran zu ändern vermögen.“ (EH, S. 104)

„Sonntag morgen, 8 Uhr [Anm. : Juni 1942]. (…) Es war, glaube ich, das erste Mal, daß ich einen ganzen Tag mit ihm in der freien Natur verbrachte. Wir führten Gespräche über das Dämonische und das Undämonische. Ja, jetzt werden wir die Heide lange nicht sehen, was ich ganz selten als etwas Erdrückendes und Verarmendes empfinde, aber meistens weiß ich: auch wenn uns nur eine enge Straße bleibt, auf der wir gehen dürfen, steht über dieser Straße der ganze Himmel. Und die drei Tannenzapfen werden mich, wenn es sein muß, nach Polen begleiten. Du meine Güte, dieser Schreibtisch ähnelt der Welt am ersten Schöpfungstag. Außer den exotischen japanischen Lilien, der Geranie, verwelkten Teerosen, Tannenzapfen, die zu heiligen Reliquien geworden sind, und dem marokkanischen Mädchen, mit dem zugleich heiteren und animalischen Blick, versammeln sich da noch der hl. Augustinus und die Bibel, eine russische Grammatik und Wörterbücher, Rilke und unzählige Notizzettel, eine Flasche Limonadenersatz, Schreibmaschinen- und Kohlepapier und Rilkes gesammelte Werke, nun ja und Jung. Und das liegt alles nur so zufällig herum.“ (EH, S. 116)

Das denkende Herz, Die Tagebücher von Etty Hillesum, 1941-1943, Rohwohlt Verlag, 1985,

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